Familienforschung in Kreis und Stadt Bütow
Klaus-Dieter Kreplin
(Veröffentlicht in "Familiengeschichtliche Blätter und Mitteilungen" Band 5 Nr. 1 März 2001)

Familienforschung im Kreis Bütow, in der "hintersten Ecke" Pommerns, ist ein schwieriges Gebiet. Zum einen liegt das an den historischen Gegebenheiten des Kreises: Er war - nach der Ordenszeit - bis 1773 ein Lehen der polnischen Könige an die pommerschen Herzöge bzw. den brandenburgischen Kurfürsten und speziell in der ersten Zeit der brandenburgisch/ preußischen Herrschaft (insgesamt bis Anfang des 19. Jahrhunderts) nicht vollständig in die Verwaltung Pommerns eingegliedert. Man kann daher in den einschlägigen Archiven nur in beschränktem Umfang auf die normalen archivalischen Unterlagen zurückgreifen, muß stets nach speziellen Archivalien für den Kreis suchen. Dann ist durch die diversen Kriege, in die Bütow als Grenzland gewöhnlich mit einbezogen war, bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die Bevölkerung immer wieder dezimiert worden, so daß in der friderizianischen Kolonisation 1754 und später ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kreisbevölkerung aus "auswärtigen" Kolonisten und ihren Nachkommen bestand, wobei deren Herkunft oft schwierig festzustellen ist. Auch der kaschubische Bevölkerungsteil und seine komplizierten und sich wandelnden Namensformen geben dem Familienforscher immer wieder Rätsel auf. Und nicht zuletzt das Ergebnis des letzten Krieges macht die Familienforschung so schwierig für den Forscher: Das umfangreiche Bütower Stadtarchiv ist ganz verloren; für die evangelischen Kirchenbücher der Stadtgemeinde gilt das gleiche, während für die Landgemeinde wenigstens zwei Bücher (teils Original, teils als Film) für einen kurzen Zeitraum vorhanden sind, und auch bei den Standesamtsregistern für die Stadt Bütow findet sich nichts mehr (die katholischen Kirchenbücher der Stadt sowie die jüdischen Matrikeln sind weitgehend erhalten, letztere als Filmkopie). Für die ländlichen evangelische Kirchen sind die Kirchenbücher (Originale) nur teilweise erhalten, während glücklicherweise ein nicht unerheblicher Teil der Kirchenbuchduplikate im Stettiner Archiv den Krieg überdauert hat. Die Kirchenbücher der ländlichen katholischen Kirchen sind zum großen Teil vor Ort erhalten, wenn auch mit Lücken (Einzelheiten siehe Anmerkung 1 und Anhang 1).

Zu den erhaltenen und verloren gegangenen Quellen im Kreis Bütow siehe: "Die Verzeichnung der nichtstaatlichen Archive des Kreises Bütow durch Erich Winguth nach dem Stand von 1939/40 – Eingeleitet und kommentiert durch Klaus-Dieter Kreplin, Haik Thomas Porada und Dirk Schleinert." Baltische Studien NF 86/2001
So ist man denn gezwungen, sich mit anderen Quellen als Ersatz zu beschäftigen, insbesondere mit archivalischen Unterlagen. Glücklicherweise sind verschiedentlich bereits diverse Bevölkerungslisten publiziert worden. Die wichtigsten Veröffentlichungen sind dabei - neben Aufsätzen in den verschiedenen genealogischen Zeitschriften - Cramers "Geschichte von Lauenburg und Bütow", Gribels "Statistik des Kreises Bütow, "Die Kunst- und Kulturdenkmäler, Kreis Bütow" (siehe hierzu Anmerkung 2).
Die wichtigsten Angaben finden sich in der Pommern-Bibliographie von Spruth. Nachgedruckt sind die wichtigsten Bütower Quellen wie Cramer, Gribel und die "Kunstdenkmäler" bei Klaus-Dieter Schulz, Issum.
Für die ältere Zeit bis zu den napoleonischen Kriegen veröffentlicht sind folgende Einwohner-/ Besitzerverzeichnisse: Für die Zeit danach gibt es weniger Veröffentlichungen: Dazu kommen noch einzelne Verzeichnisse für bestimmte Orte, Allgemeine Adreßbücher (Gewerbetreibende, Verwaltung) usw. Herbert v. Schmude hat die Grabsteininschriften in Stadt und Kreis Bütow aufgenommen, Klaus-Dieter Schulz hat Kirchenbuchauszüge Borntuchen und die Schulchronik Stüdnitz publiziert (siehe Anmerkung 3). Daneben gibt es auch Veröffentlichungen einzelner Forscher zur Familien- und Ortsgeschichte, so als drei Beispiele von G.W.Rieck zur Geschichte der Familie Müller (Lich 1990 und 1999) oder H.v.Schmude zum Geschlecht von Schmude (1939) und den Gutsanteilsbesitzern von Tschebiatow (Heroldjahrbuch 1973).
Herbert v. Schmude: "Grabmalinschriften aus Stadt, Kreis und Umgebung von Bütow 1974/75" (Fg.Bll. 1975, 1977). Klaus-Dieter Schulz: "Aufschreibungen aus den Kirchenbüchern der katholischen Kirche Bernsdorf, Kreis Bütow. Taufen 1768-1880, Heiraten 1768-1943, Tote 1782-1863." Photomechanischer Nachdruck nach dem handschriftlichen Manuskript, hg. von Klaus-Dieter Schulz, Issum 1994. "Schulchronik und Schülerverzeichnis der katholischen Schule zu Stüdnitz, Kreis Bütow (1883-1938)", hg. von Edmund von Gostomski und Klaus-Dieter Schulz, Issum 1991 (photomechanischer Nachdruck und Transskription). Die Aufsätze im Bütower Schloßkalender.werden durch ein Gesamtinhaltsverzeichnis erschlossen in: "Mitteilungen aus dem Genealogischen Archiv Kreplin" Nr. 15/1999.
Bei den archivalischen Quellen muß man unterscheiden zwischen solchen für das 20. Jahrhundert, wobei wir hier "Archive" im weiteren Sinne fassen als gewöhnlichen, und Quellen zum 19. Jahrhundert und früher.

Beschäftigt sich der Familienforscher mit der Zeit um 1950 bzw. dieses Jahrhunderts, so ist es meist im Zusammenhang mit noch lebenden Familienmitgliedern oder dem Schicksal bzw. den Lebensumständen von noch lebenden Mitgliedern seiner Familie oder aus der Erzählung bekannten Begebenheiten. Hier ist - neben Zeitungen (z.B. in der UB Greifswald und der Staatsbibliothek Berlin), die außer dem Tagesgeschehen auch Angaben zu Geburten, Sterbefällen und Heiraten geben, als Anzeigen oder Auszüge der Standesamts- oder Kirchenangaben - vor allem auf die Unterlagen der Kataster- und Grundbuchämter und Amtsgerichte zu verweisen. So sind Grundbücher aus der letzten Zeit vor 1945 (wohl ab Mitte der 20er Jahre) in der Heimatstube Bütow in Frankenberg und im Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem vorhanden, ältere im heutigen Staatsarchiv Stolp und zugehöriges Material geringeren Umfanges in den Staatsarchiven Köslin und Stettin. Amtsgerichtsbestände, speziell Testamente bis zurück in das 19. Jahrhundert, finden sich im Staatsarchiv Stettin, verschiedene Amtsgerichtsunterlagen zu Grundstücksverzeichnissen finden sich auch im Geheimen Staatsarchiv Berlin (Einzelheiten siehe Anmerkung 4). Da die Grundbücher auch Besitzwechsel verzeichnen kann man in etwa auch die Sterbensdaten der Vorbesitzer hieraus entnehmen, die Ehepartner und manchmal auch weitere Angaben. Die Testamente enthalten Familienverhältnisse, oft über die lebenden Generationen hinaus.

Grundbücher Bütow, Klonczen I in der Frankenberger Heimatstube, Klonczen II, je eines von Damerkow, Klößen, Sommin, Sonnenwalde, Zerrin, drei von Groß Tuchen im Geheimen Staatsarchiv Berlin (Es ist jeweils nur ein Teil der ehemals vorhandenen Bücher). Die beiden Grundbücher von Klonczen und den Index zum Bütower Grundbuch hat Schulz im Nachdruck herausgegeben. Frühere Bestände finden sich im Stolper Staatsarchiv. Jens Müller-Koppe: Was ist im GStA Dahlem zur Pommerschen Familienforschung zu finden? Bestandsuebersicht (erstellt nach kurzer Sichtung der Findmittel) Dezember 1997. "XV. Hauptabteilung (Pommern, Findbuch Bd. 4, Rep. 77 Amtsgerichte (sehr umfangreich). Dieser Bestand umfasst vor allem Grundstücksverzeichnisse und "Zeichnungshefte zu den Grundstücksverzeichnisse" aller (soweit ich das in der Kürze der Zeit überprüfen konnte) AGe aus den 1930er Jahren. ... Vom AG Buetow existieren ebenfalls überdurchschnittlich große Bestände: Nr. 729-738, Nr. 4668 und Nr. 5043-5053."
Für die Zeit um 1945, Flucht und Vertreibung und die erste Zeit danach, sind die Unterlagen des Lastenausgleichsamtes in Bayreuth und die Karteien der Heimatkreise von Bedeutung. Leider existiert für den Kreis Bütow zur Zeit keine eigentliche Kartei, aber für die Zeit bis Anfang 1950 hat die Angaben Hinz in einer Publikationsreihe veröffentlicht, und der Patenkreis Waldeck-Frankenberg führt im Zusammenhang mit den Einladungen zum 2-jährigen Bütowertreffen eine EDV-Datei der ehemaligen Bütower, die auch die früheren Wohnorte verzeichnet (siehe Anhang 2 und Anmerkung 5).
Wilhelm Hinz, "Wir Bütower", Heft 1/1947-5/1949, danach maschinenschriftlich vereinzelt weiter.
Materialien für frühere Zeiten finden sich in den Archiven in Greifswald, Stettin, Köslin, Stolp und Berlin (siehe Anmerkung 6).
Ein Verzeichnis der für Bütow relevanten Bestände im früheren Stettiner Staatsarchiv fand sich im Nachlaß v.Schmude aus dem Besitz von Jesko v. Puttkamer: "Studienrat Erich Winguth hat im Sommer 1935 festgestellt, daß sich unter anderem folgende, den Kreis Bütow betreffende Actenstücke im Staatsarchiv Stettin befinden:". Eine erste Übersicht der heute in Greifswald vorhandenen relevanten Archivalien findet sich in: "Die Kreise Stolp und Bütow betreffende Archivalien im Landesarchiv Greifswald.", von Rolf-Detlev Neß, 1999. In seiner Bestandsübersicht von 1964 hat das Stettiner Archiv angegeben, daß es - neben den in Anhang 1 aufgeführten Kirchenbüchern und den schon genannten Testamenten, insgesamt ca. 3800 - im Bestand Amtsgericht Bütow umfangreiche Hypotheken- und Grundakten und im Bestand Domänenrentamt ebenfalls reiche Bestände umfaßt, dazu noch diverse Innungsunterlagen. Im Geheimen Staatsarchiv Berlin finden sich insbesondere auch die sog. Unterlagen der Generalpacht von der Mitte des 18. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, in denen in regelmäßigen Abständen die Domänen einschließlich ihrer Einwohner beschrieben werden (Siehe die Veröffentlichung zu 1747 von Labuda in den Fontes Nr.46 der TNT, Thorn 1959, aus dem Stettiner Exemplar). Für den Adligen Bereich sind hier die Huldigungslisten zu nennen (siehe die Übersicht bei Cramer).
Zum Schluß wollen wir noch auf die privaten Unterlagen pommerscher Forscher hinweisen. Heinz Radde hat im Internet eine Dokumentation zu Groß Tuchen vorgelegt (http://members.tripod.com/radde/Buetow.html., zur Zeit inaktiv) Ferner gibt es verschiedene Familenarchiv, die sich auch wesentlich auf den Kreis Bütow beziehen. Das Archiv Herbert von Schmude ist mit seinem bürgerlichen Teil beim Herold in Berlin, mit dem übrigen beim Verfasser deponiert. Das Archiv der Familie von Chamier befindet sich in München, ferner gibt es noch Archive der Familie von Malotki, von Gostomski und diverse andere, aus denen man Auskunft erhalten kann.


Anhang 1:

Kreis Bütow: Kirchenbücher und Zivilstandsregister
(© Klaus-Dieter Kreplin 2001)

Dieses Verzeichnis enthält die für den Kreis Bütow bekannt gewordenen erhaltenen Kirchenbücher bzw. Zivilstandsregister. Es sind alle Orte angeführt, für die vor 1945 derartige Register nachgewiesen waren. Nicht alle Angaben sind eindeutig; in "[ ]" stehen Angaben aus früheren Jahren; mit "?" gekennzeichnete Angaben sind aus diesen errechnet. Diese Schwierigkeit ergibt sich daraus, daß nach 100 Jahren die Zivilstandsretgister an die Staastarchive abgeliefert werden sollen, was aber nicht ganz systematisch passiert.

Abkürzungen: KB = Kirchenbuch; ev = evangelisch; rk = römisch-katholisch; jüd. = mosaisch; ZR = Zivilstandsregister; TK = Tochterkirche; Or = Origininalbücher; Du = Kirchenbuchduplikate. Für Zivilstandsregister ist der Unterschied zwischen Erst- und Zweitschriften nicht vermerkt, da die Einträge (normalerweise) identisch sind.

Aufbewahrungsort (in Klammern): OK = Ortskirche (bei evangelischen KB ist das die heute am Ort vorhandene katholische Kirche); AP = Staatsarchiv (Archiwum Panstwowe), SA = Standesamt, Sz = Stettin (Szczecin), Sl = Stolp (Slupsk); Byt = Bütow; Bln = Berlin (Standesamt I); Z = Film in der Zentralstelle für Genealogie, jetzt Sächsisches Staatsarchiv Leipzig; priv = in Privatbesitz. LDS gibt die laut Katalog 2000 benutzbaren verfilmten Bestände der Mormonen an.

Bernsdorf

Borntuchen Bütow Damsdorf Gersdorf Groß Gustkow Jassen Kathkow Groß Massowitz Meddersin Moddrow Polschen/Kniprode Groß Pomeiske Sommin Stüdnitz Groß Tuchen
Anhang 2:

"Seelenlisten" im Lastenausgleichsarchiv Bayreuth
(© Klaus-Dieter Kreplin 2001)

Aufbau der Tabelle: Ortsname; O := Orts-Nummer (der "Seelenliste") im Kreis Bütow; F: = Anzahl der Fragebögen; P: = Anzahl der Pläne.

Angaben in Klammern sind die in der Bütower Heimatstube in Frankenberg vorhandenen Ergänzungen (ausgefüllte Original-Fragebögen, die nicht abgeliefert wurden).
 
 
Adolfsheide (bis 1933 = Pschywors) O: 1 F: 1 P: -
Bernsdorf O: 2 F: 2 P: 1
Borntuchen O: 3 F: 2 P: 1
Buchwalde O: 4 F: 4 P: 2
Bütow (Stadt) O: 5 F: (1) P: -
Damerkow O: 6 F: 2 P: 1
Dampen O: 7 F: 1 (1) P: -
Damsdorf O: 8 F: 4 P: 2
Franzwalde (bis 1938 = Pyaschen) O: 9 F: 2 P: 1
Friedrichssee (bis 1938 = Lonken) O: 10 F: - P: -
Gersdorf O: 11 F: 3 P: -
Gramenz O: 12 F: 1 P: 1
Gröbenzin O: 13 F: 2 P: 2
Groß Massowitz O: 14 F: 1 P: -
Groß Pomeiske O: 15 F: 7 P: 1
Groß Tuchen  O: 16 F: 4 P: 2
Grünwalde (bis 1936 = Lupowske) O: 17 F: 2 P: 1
Gustkow (Klein, Groß) O: 18 F: 2 (1) P: -
Hirschfelde (bis 1936 = Jellentsch) O: 19 F: 1 P: -
Hygendorf O: 20 F: 1 P: -
Jassen O: 21 F: 2 P: 1
Kathkow O: 22 F: 1 P: 2
Klein Massowitz O: 23 F: 3 P: 1
Klein Pomeiske O: 24 F: 2 P: 1
Klein Tuchen  O: 25 F: 2 P: 2
Klößen O: 26 F: 2 (1) P: 1
Kniprode (bis 1938 = Polschen) O: 27 F: 1 P: 1
Kroßnow O: 28 F: - (1) P: -
Mangwitz O: 29 F: 1 P: -
Meddersin O: 30 F: 2 P: -
Moddrow O: 31 F: 2 P: 1
Morgenstern O: 32 F: 7 P: 2
Neuendorf O: 33 F: 1 P: -
Neuhütten O: 34 F: 1 P: 1
Petersdorf O: 35 F: 1 P: 1
Platenheim O: 36 F: 3 P: 3
Radensfelde (bis 1928 = Tschebiatkow) O: 37 F: 6 P: 4
Reckow O: 38 F: 2 P: -
Rudolfswalde (bis 1931 = Oslawdamerow) O: 39 F: - P: -
Sommin O: 40 F: - P: -
Sonnenwalde (bis 1928 = Czarndamerow) O: 41 F: 1 P: 1
Strussow O: 42 F: 2 P: 1
Stüdnitz O: 43 F: 1 P: 1
Tangen O: 44 F: - P: -
Treuenfelde (bis 1938 = Zukowken) O: 45 F: 2 P: 2
Ulrichsdorf (bis 1936 = Klonschen) O: 46 F: - P: 1
Wusseken O: 47 F: 1 P: -
Zemmen O: 48 F: 1 P: 1
Zerrin O: 49 F: 1 P: -.


Bereitgestellt von: Studienstelle Ostdeutsche Genealogie (insbes. Pommern und Pommerellen)
der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund